Morgen wird hier Frühlings-Honig geerntet! Doch wie kommt Imker:in eigentlich an die Honigwaben, ohne die Bienen endlos zu nerven? Der Trick ist die Bienenflucht, die als „Bienen-Einbahnstraße“ unter den Honigraum kommt.
In den unteren beiden Räumen (vom Imker Zargen genannt) wohnen und brüten die Bienen. Die obere Zarge mit der Honig-Werkstatt (der sogenannte Honigraum) wird zum Einlagern des Honigs in die Waben benutzt. Am Vorabend der Honigernte legen wir die „Bienen-Einbahnstraße“ unter dem Honigraum ein. Der Fachbegriff Bienenflucht verrät, dass die Bienen den Honigraum darüber verlassen sollen und dank der speziellen Form – eine Art Trichter – auch nicht mehr zurück kommen. Damit sollte der Honigraum am Morgen der Honigernte fast bienenfrei sein und die Waben können problemlos entnommen und nach dem Schleudern leer wieder eingesetzt werden.
Und ab morgen Mittag haben wir dadurch wieder leckeren, flüssigen Frühlingshonig für euch!
Solche und ähnliche Fragen stellen sich aktuell vermehrt Besitzer von Bäumen, Scheunen, Schuppen, Balkonen und allen anderen Dingen, an denen sich ein Bienenschwarm gerne mal ein paar Stunden oder Tage ausruht. Dabei ist die Antwort generell einfach: Ruhe bewahren und den Imker des Vertrauens bzw. der Nachbarschaft anrufen.
Schwärmende Bienen sind in der Regel sehr friedlich. Nach dem Auszug aus dem Bienenstock sammeln sie sich für einige Zeit an geeigneten (oder auch ungeeigneten) Stellen, bevor sie in ihre endgültige neue Bleibe weiterziehen. Solange sie als Traube oder andere Ansammlung zusammen hängen, lassen sie sich meist problemlos vom Imker in einen Karton, einen Eimer, einer Kiste oder einer besonderen ‚Schwarmfangbox‘ einfangen. Diese vorläufige Behausung lässt man bis zum Abend stehen, damit auch die Nachzügler dank des Pheromon-Dufts den Weg gefunden haben. Dann lassen sie sich problemlos an ihre endgültige neue Adresse umsiedeln.
In diesem Jahr scheint das Schwarmgeschehen allgemein sehr lebhaft zu sein. Selbst bei uns sind bislang Schwarmmeldungen aus Oberndorf (Schweinfurt), Geldersheim, Euerbach, Obbach und Kützberg eingegangen – wobei letzterer vermutlich von meinen eigenen Völkern abstammt
Der erste Bienenschwarm des Jahres!
Kaum bleibt das Wetter mal zwei Tage hintereinander stabil warm, hängt der erste Schwarm im Baum. Nachdem die Damen glücklich über die angebotene Behausung waren, sind sie heute Abend gleich auf dem Bienenstand am Wald eingezogen.
Wir werden regelmäßig gefragt, ob wir Gläser zurücknehmen – und gleich danach, ob wir dafür das Pfand erstatten. Die kurze, aber nicht immer befriedigende Antworten auf diese beiden Fragen: Ja, nein.
Aber natürlich haben wir eine passende Erklärung parat:
Pfand
Seit dem Start unserer Imkerei haben wir darauf verzichtet, Pfand auf unsere Gläser zu erheben. Wir verwenden die Gläser gerne – und angesichts der dramatisch gestiegenen Preise für Neu-Gläser noch viel lieber – als Mehrweg-Artikel. Wir freuen uns daher sehr (und erwarten es tatsächlich auch ein wenig), wenn unsere Kund:innen beim Kauf ihre leeren Gläser wieder mitbringen. Die müssen dazu noch nicht mal gespült sein, auch wenn sich das vielleicht ein wenig merkwürdig anfühlt, denn bei uns landen sie eh alle nochmal in der Spülmaschine. Allerdings können wir aus dem oben genannten Grund kein Pfand dafür zurückzahlen, da wir ja nie Pfandgeld verlangt haben. Vielleicht war das ein wenig blauäugig von uns und vielleicht erklärt das auch den eher geringen Rücklauf und vielleicht sind Twist-Off-Gläser einfach viel zu gut für Marmelade & Co geeignet – trotzdem hätten wir die Gläser gerne wieder zurück!
Die Glas-Sorten
Wer sich im Honigregal im Supermarkt umsieht, wird mindestens drei (vermutlich deutlich mehr) verschiedene Honigglas-Sorten entdecken.
Da ist zum einen das typische Imkerbund-Glas, erkennbar an der Prägung im Glas, dem braun-goldenen Kunststoffdeckel mit Deckeleinlage und dem grünen Imkerbund-Etikett mit dem ‚Gewährverschluss‘, der nach oben auf dem Deckel klebt.
Ähnlich, aber ohne Glasprägung präsentiert sich das sogenannte Neutralglas. Die äußere Form wirkt eher kantig, der Kunststoff-Deckel ist meist flacher als der vom Imkerbund und in unterschiedlichen Farben wie Gold, Braun, Orange, Silber… erhältlich. Diese Gläser ziert grundsätzlich nie das Imkerbund-Etikett, sondern ein oder mehrere, mal mehr mal weniger hübsch gestaltete Eigen-Kreationen des Imkers.
Wir füllen unseren Honig in Twist-Off-Gläser ab, die man am typischen Metalldeckel erkennt, wie sie auch Marmeladen-Gläser und andere Konserven tragen. Twist-Off-Gläser sind irgendwie ‚runder‘ und ebenfalls in unterschiedlichsten Deckelfarben und -designs und Etiketten erhältlich. Allen drei Glas-Sorten gemein ist, dass sie von zahlreichen Imkern benutzt werden und die Chancen damit recht gut stehen, dass die Gläser durch Rückgabe wirklich mehrfach verwendet werden können.
In einer anderen Liga spielen die ‚Discount-Gläser‚ (eigene Wortschöpfung, vermutlich haben die Gläser irgendeine offizielle Bezeichnung). Sie ähneln den Neutralgläsern, haben aber einen deutlich höheren Kunststoffdeckel und auch die Form des Glases unterscheidet sich mitunter durch einen leichten Schwung am unteren Glasrand. In diesen Gläsern trifft man häufig (daher meine Namensschöpfung) Billig-Honige an, deren Zusammensetzung meist mit „Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ angegeben wird. Davon mag man halten, was man will. De facto lassen sich diese Gläser für uns dank der besonderen Deckel- und Glasform und meist auch wegen des ärgerlich gut klebenden Etiketts nicht mehr verwenden, sodas sie den direkten Weg ins Altglas nehmen (müssen) und damit leider nichts mit einer ökologisch und wirtschaftlich sinnvollen Kreislaufwirtschaft zu tun haben.
Fazit
Kauft Honig direkt beim Imker und bringt die Gläser wieder zurück!
… weiß der Imker, dass der Wassergehalt des Honigs bei der Ernte niedrig genug war. Wobei die eigentliche Kontrolle natürlich mit dem Refraktometer stattfindet. Und das hat uns bei der heutigen Ernte des Frühlings-Blüten-Honigs Werte unter 16 % Wasser im Honig angezeigt, womit wir mehr als zufrieden sind! Übrigens: diesen superleckeren Honig gibts ein paar wenige Wochen lang bei uns flüssig – danach wird er entweder sehr hart oder wir rühren in cremig.
Mit wenigen Wochen Verspätung gegenüber den letzten Jahren (dank des kalten Frühjahrs) wird bei uns gerade der Frühlingshonig 2021 entdeckelt – auf dem Bild sieht man den „Hobel“, wie er das Deckelwachs von den Waben kratzt. Darunter lauert der frische Honig, der mit Hilfe der Schleuder aus den Waben geholt wird.
Ab sofort und nur für kurze Zeit könnt ihr den flüssigen Rapshonig bei uns kaufen. Warum nur für kurze Zeit? Weil gerade der Frühlingshonig mit seinem hohem Anteil an Raps-Nektar relativ schnell, das heißt in einigen wenigen Wochen, kristallisiert und alles was bisher flüssig war, dann grobkristallin und hart wie Beton ist (auch lecker, mag aber nicht jeder!).
Auch in Kützberg war’s mal wieder richtig Winter. Über eine Woche bis Mitte Februar lag Schnee bei teils zweistelligen Minusgraden. Die Bienen sitzen in dieser Zeit eng aufeinander in der sogenannten Wintertraube. Anders als die allermeisten Insekten, können sie es sich dabei relativ warm und kuschelig machen. Durch Zittern der Flügelmuskulatur erzeugen sie sich die nötige Wärme selbst. Die Wintertraube wandert im Laufe der kalten Monate quer über alle Waben, sodass der Strom des eingelagerten Futters, der als „Brennstoff“ nötig ist, nicht abreißt. Bereits heute (19. Februar) war der Schnee bis auf wenige Reste weggetaut und bei +10°C war an allen Völkern reger Flugbetrieb zu beobachten – logisch, wer den ganzen Winter über nicht konnte, muss jetzt mal dringend raus 🙂
In der Schwarmzeit lassen sich von Bienenvölker recht leicht sogenannte Ableger erstellen. Das sind ganz kleine Völker, für die aus dem Altvolk einige Brutwaben, eine Futterwabe und ein paar Bienen entnommen werden. Die Ableger ziehen sich dann entweder eine eigene, neue Königin heran oder warten darauf, dass der Imker eine neue Queen zusetzt. Nachdem in diesem trockenen und bisher sehr warmen Frühling alles in der Natur ein wenig früher dran ist, haben wir zu Ostern in der zweiten Aprilhälfte bereits die ersten beiden neuen Völker erstellt. Die Ablegerkästen sind wegen der Handlichkeit noch ein wenig kleiner und stehen auch erstmal abseits des übrigen Bienenstandes. Hoffen wir, dass sie sich wunschgemäß entwickeln und sich an die Literatur halten 🙂
Die Bienen sind natürlich schon vor einiger Zeit ins neue Jahr gestartet. Nach den ersten Reinigungsflügen (zum großen Teil schon im Januar) ging in den vergangenen zwei Wochen die Durchlenzung munter weiter. Wir haben uns durch Zukauf von Ablegern jetzt (auf ganze vier Völker) vergrößert. Alle Bienen sind nach der gestrigen Durchsicht gut in den Frühling gestartet und beginnen bereits mit dem Ausbau der Mittelwände.
Die Kirschen beginnen hier langsam mit der Blüte und der Raps ist auch schon weit. Zeit also, die Honigräume vorzubereiten…
Imker erkennt man traditionell am „Honig aus eigener Imkerei“-Schild am Gartenzaun oder der Haustüre. Weil das aber jeder hat und Rigotti auf seinem Youtube-Kanal so eine nette Anleitung veröffentlicht hat, wollten wir das auch ausprobieren. Und nach einigen Basteleien ist unsere eigene Honig-Werbung für den Gartenzaun fertig geworden:
Jetzt muss es nur noch gut sichtbar aufgehängt werden, auf dass ganz Kützberg sich um unseren Honig reißen möge…